Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Erfolgreiche Kreditverhandlungen hängen nicht vom Glück ab, sondern davon, die internen Spielregeln der Bank zu kennen und die richtigen Hebel zu Ihrem Vorteil zu nutzen.

  • Der wahre Kreditzins liegt oft 1-2 % über dem Angebot, versteckt in Bearbeitungs-, Bereitstellungs- und Kontoführungsgebühren.
  • Ihr Bankenrating ist kein Schicksal, sondern ein aktiv steuerbarer Hebel, den Sie durch gezielte Bilanzoptimierung und professionelle Kommunikation verbessern können.

Empfehlung: Hören Sie auf, Angebote nur passiv zu vergleichen. Beginnen Sie, die Bewertungsgrundlagen Ihrer Bank strategisch zu optimieren, bevor Sie in die nächste Verhandlung gehen.

Das Angebot Ihrer Hausbank liegt auf dem Tisch: 4,5 % Zinsen für die dringend benötigte Investition. Ein scheinbar fairer Wert im aktuellen Marktumfeld. Doch ein nagendes Gefühl bleibt: Geht da nicht noch was? Als mittelständischer Unternehmer kennen Sie dieses Szenario nur zu gut. Sie wissen, dass Sie verhandeln sollten, aber Ihnen fehlen die entscheidenden Argumente und das Insiderwissen, um der Bank auf Augenhöhe zu begegnen. Die üblichen Ratschläge wie „Angebote vergleichen“ oder „Unterlagen gut vorbereiten“ sind zwar korrekt, aber sie kratzen nur an der Oberfläche. Sie adressieren nicht die Wurzel des Problems: die Informationsasymmetrie zwischen Ihnen und dem Banker.

Die Wahrheit ist, dass Banken ihre Entscheidungen auf Basis interner Bewertungsmodelle treffen, die für Sie als Außenstehenden eine Blackbox sind. Der Zinssatz ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Darunter liegen versteckte Kosten, Risikoprämien und Rating-Mechanismen, die den wahren Preis Ihres Kredits bestimmen. Der entscheidende Fehler, den die meisten Unternehmer machen: Sie agieren als Bittsteller, statt die Denkweise des Bankers zu adaptieren und dessen eigene Bewertungshebel gezielt für sich zu nutzen. Es geht nicht darum, die Bank zu überlisten, sondern darum, Ihr Unternehmen so zu präsentieren, dass die Bank gar nicht anders kann, als Ihnen bessere Konditionen anzubieten.

Dieser Artikel bricht diese Blackbox für Sie auf. Wir gehen weit über das bloße Vergleichen von Zinssätzen hinaus und zeigen Ihnen die konkreten, oft übersehenen Strategien, mit denen Sie die Kostenwahrheit Ihres Kredits aufdecken, Ihr Bankenrating aktiv steuern und die Verhandlungsposition Ihrer Hausbank gezielt herausfordern. Sie werden lernen, wann Loyalität sich auszahlt und wann ein strategischer Bankenwechsel unumgänglich ist, um Ihr Ziel zu erreichen: die Finanzierung, die Ihr Unternehmen verdient, zu Konditionen, die Ihre Liquidität schonen.

Um Ihnen eine klare Struktur für diese strategische Neuausrichtung Ihrer Finanzierungsgespräche zu geben, haben wir die entscheidenden Hebel in den folgenden Abschnitten für Sie aufbereitet.

Warum Ihr Kredit nicht 3% kostet, sondern effektiv 4,2%, und wo die Differenz versteckt ist

Der angebotene Sollzins ist das Aushängeschild eines Kredits, aber selten die ganze Wahrheit. Mittelständler fokussieren sich oft zu sehr auf diese eine Zahl und übersehen dabei die Nebenkosten, die den Effektivzins schnell in die Höhe treiben. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass der durchschnittliche Geschäftskreditzins 2023 bei 4,28 % lag, mit einer weiten Spanne, die oft durch zusätzliche Gebühren entsteht. Die Bank spielt hier mit einer gezielten Informationsasymmetrie: Der Fokus wird auf den attraktiven Nominalzins gelenkt, während die wahren Kosten im Kleingedruckten versteckt sind.

Die Kostenstruktur eines Unternehmenskredits besteht aus mehr als nur den Zinsen. Die wichtigsten versteckten Kostenfaktoren sind Bearbeitungsgebühren, die bis zu 2 % des Kreditbetrags ausmachen können, und Bereitstellungszinsen. Letztere werden für den Teil des Kredits fällig, den Sie noch nicht abgerufen haben – ein häufiger und teurer Schmerzpunkt bei Projektfinanzierungen mit gestaffelter Auszahlung. Weitere mögliche Kosten sind Disagio- oder Agio-Aufschläge. Diese Elemente bilden zusammen die effektiven Finanzierungskosten, die oft deutlich über dem beworbenen Zinssatz liegen. Ein scheinbar günstiger Kredit kann sich so als teure Finanzierungsfalle entpuppen.

Aktionsplan: Versteckte Kreditkosten aufdecken

  1. Bearbeitungsgebühren erfragen: Fordern Sie eine exakte Bezifferung der einmaligen Gebühren an (oft 0-2 % des Kreditbetrags) und stellen Sie diese in den Vergleich.
  2. Effektivzins berechnen lassen: Bestehen Sie auf der Angabe des effektiven Jahreszinses, der alle Kosten beinhaltet, um Äpfel mit Äpfeln vergleichen zu können.
  3. Bereitstellungszinsen prüfen: Klären Sie ab, ab wann und in welcher Höhe Bereitstellungszinsen anfallen und verhandeln Sie eine möglichst lange bereitstellungszinsfreie Zeit.
  4. Disagio/Agio kalkulieren: Fragen Sie explizit nach, ob ein Disagio (Auszahlungsabschlag) oder Agio (Aufschlag) anfällt und wie sich dies auf die Auszahlungs- bzw. Rückzahlungssumme auswirkt.
  5. Konto- und Servicegebühren einbeziehen: Analysieren Sie, welche laufenden Gebühren für die mit dem Kredit verbundene Kontoführung anfallen und beziehen Sie diese in die Gesamtkostenrechnung ein.

Wie Sie Ihr Bankenrating in 60 Tagen um zwei Stufen verbessern und bessere Konditionen erhalten

Der Zinssatz, den Ihnen eine Bank anbietet, ist im Kern eine direkte Abbildung des Risikos, das sie bei der Kreditvergabe an Ihr Unternehmen sieht. Dieses Risiko wird in einem internen Bankenrating zusammengefasst – einer Kennzahl, die über Wohl und Wehe Ihrer Finanzierungskosten entscheidet. Viele Unternehmer nehmen ihr Rating als gottgegeben hin. In Wahrheit ist es jedoch ein dynamischer Wert, den Sie aktiv beeinflussen können. Eine Verbesserung Ihres Ratings um nur ein oder zwei Stufen kann eine Zinsreduktion von 0,5 % bis 1,0 % bedeuten – bei größeren Summen ein erheblicher Sparhebel.

Die Bank bewertet vor allem Ihre finanzielle Stabilität und Kapitaldienstfähigkeit. Zwei schnell wirksame Hebel sind die Optimierung Ihrer Bilanzstruktur und Ihres Forderungsmanagements. Ein Experte von FinCompare betont, dass kürzere Zahlungsziele, die von Kunden auch eingehalten werden, das Rating positiv beeinflussen. Wenn Ihre Kunden im Schnitt nach spätestens 30 Tagen zahlen, signalisiert das eine hohe Liquidität und operative Stärke. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Einhaltung der „goldenen Bilanzregel“.

Detailaufnahme von Geschäftskennzahlen und Ratingverbesserung auf Tablet

Praxisbeispiel: Bilanzkennzahlen-Optimierung

Ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt zur Ratingverbesserung ist die Umschuldung von kurzfristigen Verbindlichkeiten in langfristige Kredite. Dies verbessert Ihre Bilanzkennzahlen zur Liquidität und insbesondere die Anlagendeckung. Wenn Ihr Anlagevermögen durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital gedeckt ist, erfüllen Sie die „goldene Bilanzregel“. Das signalisiert der Bank finanzielle Weitsicht und Stabilität, was sich direkt positiv auf Ihr Rating auswirkt und Ihnen stärkere Argumente in der Zinsverhandlung liefert.

Hausbank-Treue oder Banken-Hopping: was bringt Ihnen wirklich bessere Kreditkonditionen

Die Beziehung zur Hausbank ist für viele Mittelständler ein über Jahrzehnte gewachsenes Gut. Dieses Vertrauensverhältnis kann bei kurzfristigen Finanzierungen wie einem Kontokorrentkredit von unschätzbarem Wert sein. Die Bank kennt Ihre Historie und ist oft bereit, unbürokratisch zu helfen. Doch diese Loyalität kann bei großen, strategischen Investitionskrediten zur Falle werden. Die Hausbank verlässt sich oft auf die Bequemlichkeit des Kunden und unterbreitet ein solides, aber selten das bestmögliche Angebot. Sie spekuliert darauf, dass Sie den Aufwand eines Bankenwechsels scheuen.

Hier kommt der strategische Einsatz von Wettbewerb ins Spiel. Für langfristige, hohe Kreditsummen ist es fast immer ratsam, den Markt zu sondieren und Angebote von mindestens zwei bis drei weiteren Banken einzuholen. Allein das Vorlegen eines Konkurrenzangebots kann Ihre Verhandlungsposition bei der Hausbank dramatisch verbessern. Die Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden. Die sogenannte Ankerbank-Strategie hat sich hier für den Mittelstand als besonders effektiv erwiesen: Sie behalten Ihre Hausbank für das tägliche Geschäft und die flexiblen Linien, während Sie für große Investitionen gezielt den Wettbewerb nutzen. So profitieren Sie von den Vorteilen beider Welten.

Die folgende Tabelle fasst die Vor- und Nachteile der verschiedenen Strategien zusammen und gibt eine klare Empfehlung, wann welche Vorgehensweise am sinnvollsten ist.

Vergleich: Hausbank-Loyalität vs. Wettbewerb
Strategie Vorteile Nachteile Empfehlung für
Hausbank-Treue Bessere Konditionen bei kurzfristigen, ungesicherten Linien; Vertrauensbasis vorhanden Möglicherweise höhere Zinsen bei großen Investitionskrediten Kontokorrentkredite, Betriebsmittelfinanzierung
Banken-Wettbewerb Niedrigere Zinssätze möglich; Verhandlungshebel Aufbau neuer Bankbeziehung nötig Große Investitionskredite, Immobilienfinanzierung
Ankerbank-Strategie Beste aus beiden Welten; Hausbank für Tagesgeschäft, Wettbewerb für Investitionen Mehrere Bankbeziehungen zu pflegen Mittelständische Unternehmen mit diversen Finanzierungsbedürfnissen

Warum Sie nicht Ihr Privathaus für einen 100.000 €-Betriebsmittelkredit verpfänden sollten

Wenn die Bank nach Sicherheiten fragt, ist für viele Unternehmer der erste Gedanke die private Immobilie. Sie ist greifbar, wertstabil und wird von Banken gerne als Sicherheit akzeptiert. Doch genau hier liegt die Gefahr: Sie vermischen Ihr privates Risiko mit dem unternehmerischen. Ein Betriebsmittelkredit dient der Finanzierung des operativen Geschäfts und sollte auch durch Werte aus dem operativen Geschäft besichert werden. Die Verpfändung des Privathauses für einen solchen Kredit ist ein strategischer Fehler, der im schlimmsten Fall nicht nur Ihr Unternehmen, sondern auch Ihr privates Zuhause gefährdet.

Professionelle Kreditverhandlung bedeutet, der Bank proaktiv alternative, adäquate Sicherheiten anzubieten, bevor diese überhaupt nach der privaten Immobilie fragen kann. Viele Unternehmer unterschätzen den Wert ihrer eigenen Assets. Moderne Maschinen, ein gut dokumentiertes Warenlager oder offene Forderungen (Debitoren) sind vollwertige Sicherheiten. Eine Sicherungsübereignung von Maschinen oder eine stille Forderungsabtretung sind etablierte Instrumente, die Ihr Privatvermögen unangetastet lassen. Eine weitere, oft übersehene Möglichkeit ist die Einbindung von Bürgschaftsbanken.

Moderne Produktionshalle mit Maschinen als Kreditsicherheiten

Besonders die Bürgschaftsbanken der Bundesländer sind ein mächtiges Instrument für den Mittelstand. Sie können bis zu 80 % des Kreditrisikos für die Bank übernehmen und ermöglichen so oft erst eine Finanzierung ohne den Rückgriff auf privates Vermögen. Indem Sie diese Alternativen kennen und im Gespräch mit der Bank gezielt vorschlagen, demonstrieren Sie nicht nur Professionalität, sondern schützen auch das, was Ihnen am wichtigsten ist: Ihre private finanzielle Sicherheit und die Ihrer Familie.

Wann sollten Sie Ihre Investition finanzieren: bei steigenden Zinsen sofort oder warten

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Investitionsfinanzierung ist eine der schwierigsten strategischen Entscheidungen für Unternehmer. In einem Umfeld steigender Zinsen scheint die Devise „sofort zuschlagen“ logisch, um sich noch günstige Konditionen zu sichern. Gleichzeitig führt konjunkturelle Unsicherheit oft zu Investitionszurückhaltung, wie der Rückgang bei KfW-Förderkrediten für Investitionen von 2,2 Mrd. EUR auf 1,4 Mrd. EUR im ersten Quartal 2024 zeigt. Das Warten auf eine bessere Konjunktur birgt jedoch das Risiko, dass die Zinsen in der Zwischenzeit weiter steigen und die Finanzierungskosten die potenziellen Vorteile der Investition auffressen.

Der Schlüssel zur Entscheidung liegt nicht in der Spekulation über die zukünftige Zinsentwicklung, sondern in der Rentabilität Ihrer geplanten Investition. Wenn die erwartete Rendite des Projekts (z. B. durch Effizienzsteigerung oder Umsatzwachstum) deutlich über den aktuellen Finanzierungskosten liegt, ist die Investition sinnvoll – unabhängig von möglichen zukünftigen Zinssenkungen. Das Zögern aus Angst vor einer falschen Timing-Entscheidung ist oft teurer als das Handeln auf Basis solider Kalkulationen. Aktuelle Daten deuten zudem auf eine Trendwende hin.

Die befragten Banken beobachteten im zweiten Quartal 2024 erstmals seit 2022 wieder einen Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten, der sich ihrer Erwartung nach im dritten Quartal fortsetzen wird.

– Deutsche Bundesbank, Monatsbericht zur Entwicklung der Unternehmenskredite

Dieser Anstieg der Nachfrage könnte ein Indikator dafür sein, dass viele Unternehmen das aktuelle Zinsniveau als „neue Normalität“ akzeptieren und ihre aufgeschobenen Projekte nun umsetzen. Wer jetzt noch wartet, könnte in eine Phase geraten, in der nicht nur die Zinsen, sondern auch die Kapazitäten der Banken ausgelastet sind, was die Verhandlungsposition weiter schwächt.

Warum Ihre Hausbank Ihnen für Dienstleistungen 80 € monatlich berechnet, die anderswo kostenlos sind

Während der Fokus im Finanzierungsgespräch auf dem Kreditzins liegt, übersehen viele Unternehmer die laufenden Kosten, die die Hausbank für das Geschäftskonto verlangt. Gebühren für Buchungsposten, Transaktionen und die reine Kontoführung können sich schnell auf 80 € bis 100 € pro Monat summieren. Diese Kosten sind ein stiller Profit-Center für die Bank, der auf der bestehenden Kundenbeziehung und der Trägheit der Kunden basiert. In der Welt der FinTechs und digitalen Neobanken sind solche Gebührenmodelle jedoch längst überholt. Anbieter wie Qonto, Finom oder N26 Business bieten oft kostenlose oder deutlich günstigere Kontomodelle mit transparenten Flat-Fees an.

Dieses Wissen ist ein mächtiger Hebel in Ihrer Kreditverhandlung. Hohe Kontoführungsgebühren sind kein unabänderliches Schicksal, sondern ein verhandelbarer Posten. Sie können diese Kosten im Gesamtpaket des Kreditgesprächs ansprechen und eine Reduzierung oder eine Umstellung auf ein Pauschalmodell fordern. Der Verweis auf die günstigeren Angebote der digitalen Konkurrenz dient dabei als effektives Druckmittel. Ein Hinweis auf einen möglichen Kontowechsel kann oft mehr bewirken als lange Diskussionen.

  • Schritt 1: Analyse: Werten Sie Ihre Kontoauszüge der letzten drei Monate aus und summieren Sie alle Bankgebühren.
  • Schritt 2: Vergleich: Recherchieren Sie die Konditionen von 2-3 FinTech-Anbietern für Ihr Transaktionsvolumen.
  • Schritt 3: Verhandlung: Nutzen Sie die Differenz als konkretes Verhandlungsargument im Kreditgespräch.
  • Schritt 4: Forderung: Bitten Sie um eine Umstellung auf ein faires Pauschalgebühren-Modell („Flat-Fee“).
  • Schritt 5: Eskalation: Signalisieren Sie bei mangelndem Entgegenkommen Ihre Bereitschaft, das Tagesgeschäft zu einem anderen Anbieter zu verlagern.

Die Bank hat ein hohes Interesse daran, Sie als Gesamtkunden zu halten – inklusive Ihres täglichen Zahlungsverkehrs. Nutzen Sie diesen strategischen Vorteil, um nicht nur die Kredit-, sondern auch die laufenden Bankkosten zu optimieren.

Wann sollten Sie Ihre Preise anpassen: die 4 Marktsignale, die 80% der Unternehmen übersehen

Ihre Fähigkeit, stabile oder steigende Preise am Markt durchzusetzen, ist für eine Bank ein starkes Indiz für die Gesundheit und Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens. Eine solide Preisstrategie beeinflusst direkt Ihre Profitabilität und damit Ihre Kapitaldienstfähigkeit – eine der wichtigsten Kennzahlen im Bankenrating. Viele Unternehmer agieren bei Preisanpassungen jedoch zu zögerlich und übersehen klare Marktsignale, die eine Erhöhung nicht nur rechtfertigen, sondern notwendig machen. Ein solches Signal kann beispielsweise die Zahlungsmoral Ihrer Kunden sein. Eine Studie von Creditreform zeigt, dass die Ausweitung der Zahlungsziele im ersten Halbjahr 2024 vielen Schuldnern mehr Zeit gab, was auf einen allgemeinen Liquiditätsdruck hindeutet, der Preisanpassungen zur Deckung eigener Kosten legitimiert.

Es gibt vier entscheidende Marktsignale, die Sie als Unternehmer im Blick haben sollten, um den richtigen Zeitpunkt für eine Preisanpassung zu erkennen und diese auch gegenüber Kunden und der Bank argumentieren zu können. Diese Signale zeigen, dass eine Preiserhöhung nicht willkürlich, sondern eine logische Konsequenz der Marktentwicklung ist.

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Indikatoren und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen für Ihre Preisstrategie.

Marktsignale für Preisanpassungen
Marktsignal Indikator Handlungsempfehlung
Tarifabschlüsse IG Metall/ver.di Erhöhungen Legitimer Anlass für eigene Preisanpassung in Lieferkette
Zahlungsziele verlängern sich Über 30 Tage im Durchschnitt Signal für Liquiditätsdruck – moderate Preiserhöhung prüfen
Rohstoffpreise steigen 10%+ Anstieg in 3 Monaten Sofortige Weitergabe an Kunden kommunizieren
Wettbewerber erhöhen Preise Marktführer passt an Nachziehen innerhalb von 30 Tagen empfohlen

Indem Sie diese Signale systematisch beobachten und Ihre Preisstrategie darauf abstimmen, verbessern Sie nicht nur Ihre Marge, sondern liefern Ihrer Bank auch den Beweis für Ihr unternehmerisches Gespür und Ihre proaktive Marktbearbeitung. Dies stärkt Ihre Position in jeder Finanzierungsverhandlung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Denken Sie wie ein Banker: Ihr Zinssatz ist der Preis für das Risiko, das die Bank bei Ihnen sieht. Reduzieren Sie das wahrgenommene Risiko durch professionelle Aufbereitung und strategische Kommunikation.
  • Die Kostenwahrheit liegt im Detail: Schauen Sie über den Sollzins hinaus und decken Sie alle versteckten Gebühren (Bearbeitung, Bereitstellung) auf, um die wahren Kosten zu vergleichen.
  • Nutzen Sie Wettbewerb strategisch: Bleiben Sie für das Tagesgeschäft bei Ihrer Hausbank (Ankerbank), aber holen Sie für große Investitionen gezielt Konkurrenzangebote ein, um Ihre Verhandlungsmacht zu maximieren.

Welche 3 unsichtbaren Risiken Ihr Unternehmen in 6 Monaten zerstören können

In einer Kreditverhandlung bewertet die Bank nicht nur Ihre aktuellen Zahlen, sondern vor allem Ihre Zukunftsfähigkeit. Ein Unternehmer, der potenzielle Risiken nicht nur kennt, sondern auch proaktiv Gegenmaßnahmen entwickelt hat, strahlt Kompetenz und Kontrolle aus. Dies senkt die wahrgenommene Risikoprämie und führt zu besseren Konditionen. Drei oft unterschätzte Risiken haben das Potenzial, auch ein gesundes Unternehmen innerhalb weniger Monate ins Wanken zu bringen. Diese sollten Sie auf dem Radar haben und im Bankgespräch adressieren können.

Das erste ist das Klumpenrisiko: die Abhängigkeit von einem oder wenigen Großkunden. Fällt ein Kunde weg, der mehr als 30 % Ihres Umsatzes ausmacht, kann dies eine existenzbedrohende Kettenreaktion auslösen. Das zweite Risiko ist die Störung der Lieferkette. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie schnell geopolitische Ereignisse oder logistische Engpässe die Produktion lahmlegen können. Das dritte, oft verdrängte Risiko ist der Ausfall des Geschäftsführers. Gerade im Mittelstand hängt der Erfolg oft an einer einzigen Person. Ein fehlender Notfallplan kann im Ernstfall das sofortige Aus bedeuten.

  • Risiko 1 – Klumpenrisiko: Starten Sie eine aktive Diversifizierung Ihrer Kundenbasis. Kein einzelner Kunde sollte mehr als 30% des Gesamtumsatzes ausmachen.
  • Risiko 2 – Lieferkettenstörung: Identifizieren und qualifizieren Sie mindestens drei alternative Lieferanten für Ihre kritischen Komponenten, idealerweise mit einem Fokus auf europäische Partner zur Risikominimierung.
  • Risiko 3 – Ausfall des Geschäftsführers: Erstellen Sie einen konkreten Notfallplan, der dokumentiert, wie das Unternehmen für mindestens sechs Monate ohne Sie weiterlaufen kann (Stellvertreterregelungen, Vollmachten, Prozessdokumentationen).

Indem Sie diese Risiken und Ihre Lösungsansätze im Finanzierungsgespräch offen ansprechen, verwandeln Sie potenzielle Schwächen in eine Demonstration Ihrer strategischen Weitsicht. Sie zeigen der Bank, dass Sie Ihr Schiff auch in stürmischen Gewässern sicher steuern können.

Die beste Verhandlungsposition haben Sie, wenn Sie nicht nur Ihre Chancen, sondern auch Ihre Risiken kennen und einen Plan dafür haben.

Häufig gestellte Fragen zu Unternehmenskrediten und Sicherheiten

Welche Alternativen zur privaten Immobilie gibt es als Sicherheit?

Eine der besten Alternativen sind die Bürgschaftsbanken der Bundesländer. Diese können bis zu 80% des Kreditrisikos für die finanzierende Bank übernehmen, was den Bedarf an weiteren Sicherheiten oft erheblich reduziert. Die Laufzeiten für solche Bürgschaften bewegen sich typischerweise zwischen fünf und zehn Jahren.

Können Maschinen als Sicherheit dienen?

Ja, absolut. Die Sicherungsübereignung von Maschinen oder des Fuhrparks ist eine vollwertige und gängige Alternative zur Grundschuld. Ebenso können Sie eine stille Forderungsabtretung (die Abtretung Ihrer offenen Rechnungen) oder ein gut dokumentiertes Warenlager als Sicherheit anbieten.

Was sind die Risiken einer persönlichen Bürgschaft?

Bei einer persönlichen (selbstschuldnerischen) Bürgschaft haften Sie als Bürge mit Ihrem gesamten Privatvermögen, genau wie der eigentliche Kreditnehmer. Dies ist ein erhebliches Risiko, das im schlimmsten Fall Ihre private Existenz gefährden kann. Besondere Vorsicht ist bei der Ehegattenbürgschaft geboten, da hier auch der Partner in die volle Haftung genommen werden kann.

Bewerten Sie jetzt Ihr aktuelles Kreditangebot mit dieser neuen Perspektive. Identifizieren Sie die versteckten Kosten, schätzen Sie Ihr Verbesserungspotenzial beim Rating ein und formulieren Sie eine klare Verhandlungsstrategie, bevor Sie den nächsten Termin mit Ihrer Bank vereinbaren.

Geschrieben von Stefan Keller, Dr. Stefan Keller ist Wirtschaftsprüfer und Finanzberater spezialisiert auf Mittelstandsfinanzierung seit 12 Jahren. Promoviert in Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. pol.) an der Universität zu Köln, ist er aktuell Partner in einer unabhängigen Finanzberatung in München. Als Certified Treasury Professional (CTP) begleitet er Unternehmen mit 20 bis 300 Mitarbeitern bei Finanzierungsstrategien, Bankenverhandlungen und vorausschauender Liquiditätssteuerung.