Veröffentlicht am März 15, 2024

Die Absage der Hausbank ist nicht das Ende Ihres Wachstumsprojekts, sondern der Anfang einer strategischeren Finanzierung.

  • Deutsche Banken lehnen profitable Projekte oft wegen starrer Basel-III-Regeln ab, nicht wegen mangelnder Qualität.
  • Alternative Investoren wie Business Angels oder Mezzanine-Geber suchen nicht nur Rendite, sondern strategische Partnerschaften mit minimalem Kontrollverlust.

Empfehlung: Der Schlüssel liegt darin, Ihr Projekt aus der Perspektive eines Investors zu präsentieren und dabei den langfristigen Kontrollerhalt als oberste Priorität zu sichern.

Ihr Unternehmen ist profitabel, die Auftragsbücher sind voll, die Zukunft sieht rosig aus – doch für den nächsten großen Wachstumsschritt auf 250.000 € oder mehr fehlt das Kapital. Und die Hausbank, der vermeintlich logische Partner, winkt ab. Diese Situation ist für viele deutsche Mittelständler eine frustrierende Realität. Sie haben ein gesundes Geschäft aufgebaut, stehen aber vor einer unsichtbaren Mauer, wenn es um die Skalierung geht.

Man rät Ihnen, den Businessplan zu polieren oder weitere Sicherheiten aufzutreiben. Doch das Kernproblem bleibt: Das traditionelle deutsche Bankensystem ist oft nicht für dynamische Wachstumsszenarien, sondern für die Absicherung von Risiken konzipiert. Es bewertet die Vergangenheit strenger als das Potenzial der Zukunft.

Was wäre, wenn die Absage der Bank kein Scheitern, sondern eine Chance ist? Eine Chance, sich von starren Vorgaben zu lösen und Finanzierungspartner zu finden, die nicht nur Ihr Geld, sondern auch Ihre Vision teilen. Der wahre Hebel liegt nicht darin, die Bank zu überzeugen, sondern darin, die Sprache derer zu sprechen, die in Wachstum investieren wollen – und dabei die volle Kontrolle über Ihr Lebenswerk zu behalten. Es geht um eine bankenunabhängige, kreative und strategische Finanzierung.

Dieser Leitfaden zeigt Ihnen den Weg aus der Abhängigkeit von der Hausbank. Wir entschlüsseln, warum Banken zögern, und führen Sie Schritt für Schritt durch die Welt der alternativen Finanzierungen, von Business Angels über Mezzanine-Kapital bis hin zur Optimierung Ihres Investor-Pitches. Sie lernen, wie Sie Kapitalgeber für sich gewinnen, ohne die Seele Ihres Unternehmens zu verkaufen.

Inhaltsverzeichnis: Der Weg zur bankenunabhängigen Wachstumsfinanzierung

Warum deutsche Banken 70% der KMU-Wachstumsfinanzierungen ablehnen, obwohl die Unternehmen profitabel sind

Die Ablehnung durch die Hausbank fühlt sich oft persönlich an, ist aber meist systembedingt. Der Hauptgrund liegt in den regulatorischen Anforderungen, insbesondere dem Regelwerk „Basel III“. Diese Vorschriften zwingen Banken, Kredite mit mehr Eigenkapital zu unterlegen, was das Risiko für sie erhöht und die Kreditvergabe restriktiver macht. Laut Bundesbank-Experten sind knapp 70 Prozent des Kreditvolumens von diesen verschärften Regeln betroffen. Das trifft vor allem innovative oder schnell wachsende Mittelständler, deren Wert nicht in materiellen Sicherheiten, sondern in immateriellen Gütern wie Software, Patenten oder einem starken Geschäftsmodell liegt.

Banken bewerten traditionell nach harten Fakten: eine hohe Eigenkapitalquote (oft 20-30%), materielle Sicherheiten wie Immobilien oder Maschinen und eine makellose Cashflow-Historie über mehrere Jahre. Ein vielversprechendes, aber noch nicht vollständig etabliertes neues Produkt oder eine aggressive Expansionsstrategie passen oft nicht in dieses starre Raster. Die Bank fragt: „Was passiert im schlimmsten Fall?“, während ein Wachstumsinvestor fragt: „Was ist im besten Fall möglich?“.

Allerdings gibt es auch regulatorische Erleichterungen. Der sogenannte KMU-Unterstützungsfaktor reduziert die Eigenkapitalanforderungen für Banken bei Krediten an kleine und mittlere Unternehmen. Dieser Faktor wurde 2020 sogar auf Kredite bis 2,5 Millionen Euro ausgeweitet, um dem Mittelstand den Kreditzugang zu erleichtern. Dennoch bleibt die Grundtendenz der Banken, auf Nummer sicher zu gehen. Für ein reines Wachstumsprojekt ohne handfeste Sicherheiten ist die klassische Bankfinanzierung daher oft der steinigste Weg.

Das Verständnis dieser Mechanismen ist der erste Schritt zur Unabhängigkeit. Es geht nicht darum, die Bank zu verdammen, sondern zu erkennen, dass ihr Geschäftsmodell nicht immer zu Ihrer Wachstumsdynamik passt. Ihr Projekt ist nicht „schlecht“, es ist lediglich für einen anderen Kapitalgeber-Typ besser geeignet.

Wie Sie Business Angels für Ihr Mittelstandsprojekt gewinnen, ohne 30% Ihrer Anteile abzugeben

Wenn die Bank „Nein“ sagt, öffnen sich Türen zu Partnern, die unternehmerisch denken: Business Angels. Anders als Banken investieren sie nicht nur Geld, sondern auch ihr Netzwerk und ihre Erfahrung. Die größte Sorge vieler Mittelständler ist dabei der Kontrollverlust. Doch die Vorstellung, sofort 30% der Anteile abgeben zu müssen, ist ein Mythos. Erfahrene Angels wissen, dass der Gründer am Steuer bleiben muss, um erfolgreich zu sein. Es geht um eine strategische Partnerschaft, nicht um eine feindliche Übernahme.

Business Angel und Mittelständler bei Vertragsverhandlung in modernem deutschen Büro

Der Schlüssel liegt darin, das Investment für den Angel so attraktiv und risikoarm wie möglich zu gestalten. Deutschland bietet hierfür ein hervorragendes Instrument: das INVEST-Zuschussprogramm für Wagniskapital. Dieses staatliche Förderprogramm macht ein Investment in Ihr Unternehmen für einen Business Angel steuerlich hochinteressant und senkt seine Hemmschwelle erheblich. Die wichtigsten Vorteile sind:

  • Erwerbszuschuss: Business Angels erhalten 15% ihrer Investitionssumme (bei mind. 10.000 €) direkt vom Staat zurück.
  • Exitzuschuss: Bei einem späteren Verkauf der Anteile erhält der Angel pauschal 25% der anfallenden Steuern auf den Veräußerungsgewinn erstattet.
  • Unbürokratischer Prozess: Ihr Unternehmen muss sich lediglich beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als förderfähig registrieren lassen.

Indem Sie Ihr Unternehmen für das INVEST-Programm qualifizieren, bieten Sie potenziellen Investoren ein „Zuckerl“ an, das weit über Ihre Geschäftsidee hinausgeht. Sie signalisieren Professionalität und zeigen, dass Sie die Mechanismen des Kapitalmarktes verstehen. Dies stärkt Ihre Verhandlungsposition enorm und ermöglicht es Ihnen, geringere Anteile abzugeben und gleichzeitig wertvolles Smart Money für Ihr Wachstum zu gewinnen.

Eigenkapital aufnehmen oder Mezzanine-Darlehen: was kostet Sie langfristig weniger Kontrolle

Die Entscheidung für einen Kapitalgeber wirft eine fundamentale Frage auf: Sollten Sie echtes Eigenkapital aufnehmen und damit Stimmrechte abgeben oder eine Mischform wie Mezzanine-Kapital wählen? Beide Wege haben ihren Preis, doch dieser wird nicht nur in Euro, sondern vor allem in Kontrolle und Mitspracherecht gemessen. Für den deutschen Mittelstand, der oft auf langfristige Stabilität und unternehmerische Freiheit setzt, ist diese Abwägung existenziell.

Echtes Eigenkapital, wie es durch einen Business Angel oder eine Venture-Capital-Gesellschaft eingebracht wird, bedeutet in der Regel die Abgabe von Unternehmensanteilen und damit von Stimmrechten. Der Investor wird zum Mitgesellschafter und hat ein Mitspracherecht, das je nach Vertrag bis ins operative Geschäft reichen kann. Mezzanine-Kapital hingegen ist eine Zwitterform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Es wird bilanziell oft wie Eigenkapital behandelt, was die Bonität stärkt, aber der Kapitalgeber erhält in der Regel keine oder nur sehr begrenzte Stimmrechte. Die Kosten sind Zinsen und oft eine kleine Gewinnbeteiligung.

Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede gegenüber, um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu geben. Der Vergleich zeigt, dass Mezzanine-Kapital oft die bessere Wahl für Unternehmer ist, deren oberste Priorität der Erhalt der vollen unternehmerischen Kontrolle ist.

Vergleich: Eigenkapital vs. Mezzanine-Kapital
Kriterium Eigenkapital Mezzanine-Kapital
Stimmrechte Ja, proportional zum Anteil Meist keine oder begrenzte
Mitsprache im operativen Geschäft Oft umfangreich Nur bei definierten Ereignissen
Kosten Gewinnbeteiligung Feste Zinsen + ggf. Gewinnbeteiligung
Laufzeit Unbegrenzt 5-10 Jahre
Exit-Optionen Buy-Back, Trade Sale, IPO Planmäßige Rückzahlung
Bilanzielle Behandlung Eigenkapital Eigenkapitalähnlich

Besonders für Familienunternehmen oder inhabergeführte Betriebe sind stille Beteiligungen, eine Form des Mezzanine-Kapitals, eine exzellente Lösung. Wie Experten betonen, stärken sie die Finanzkraft, ohne die etablierten Entscheidungsstrukturen zu gefährden. Dr. Hans-Peter Müller vom KMU-Berater Verband Deutschland fasst es treffend zusammen:

Stille Beteiligungen sind für Familienunternehmen ideal, da sie keine Einmischung ins operative Geschäft bedeuten und dennoch die Eigenkapitalbasis stärken.

– Dr. Hans-Peter Müller, KMU-Berater Verband Deutschland

Warum 50% der KMU ihre ersten Investoren nach 18 Monaten wieder loswerden wollen

Das frische Kapital ist auf dem Konto, das Wachstumsprojekt startet durch – die Euphorie ist groß. Doch für viele Mittelständler folgt nach etwa 18 Monaten das böse Erwachen. Plötzlich fühlt sich der einst gefeierte Investor wie ein Fremdkörper im eigenen Unternehmen an. Woran liegt das? Der Hauptgrund ist ein fundamentaler „Kulturschock“ zwischen der langfristig orientierten Denkweise eines Familienunternehmers und der oft kurz- bis mittelfristigen, Exit-orientierten Perspektive eines Finanzinvestors.

Ein Unternehmer denkt in Generationen, ein Investor oft in Finanzierungsrunden und Verkaufszeitpunkten. Diese unterschiedlichen Horizonte führen unweigerlich zu Konflikten in der strategischen Ausrichtung. Während der Unternehmer ein nachhaltiges, gesundes Wachstum anstrebt, drängt der Investor möglicherweise auf aggressive, riskante Manöver, um den Unternehmenswert schnell zu maximieren – auch auf Kosten der Unternehmenskultur oder der langfristigen Stabilität.

Fallstudie: Konfliktursachen zwischen Mittelstand und Investoren

Eine Studie zu deutschen Business-Angel-Netzwerken identifiziert drei Hauptkonfliktursachen, die diese Diskrepanz verdeutlichen. Erstens, der bereits erwähnte Kulturschock zwischen langfristig denkenden Familienunternehmern und Exit-orientierten Investoren. Zweitens, eine starke Divergenz in der Wachstumsstrategie – nachhaltig und organisch versus aggressiv und schnell. Drittens, und das ist besonders heikel, die operative Einmischung des Investors in das Tagesgeschäft, obwohl im Vorfeld anderes vereinbart wurde. Die Studie empfiehlt dringend, alle Erwartungen und roten Linien unmissverständlich im GmbH-Gesellschaftsvertrag festzuhalten, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

Dieser „Investor-Kater“ ist vermeidbar. Der Schlüssel liegt in der Partnerwahl. Suchen Sie nicht nur nach „Smart Money“, sondern nach „Patient Money“ – Kapital von Investoren, die Ihre langfristige Vision verstehen und teilen. Führen Sie im Vorfeld intensive Gespräche über Werte, Ziele und die Definition von „Erfolg“. Ein guter Investor für den Mittelstand ist jemand, der sich als Sparringspartner sieht, nicht als neuer Chef. Prüfen Sie Referenzen und sprechen Sie mit anderen Gründern, in die der Investor investiert hat. Eine sorgfältige Due Diligence des Kapitalgebers ist genauso wichtig wie dessen Prüfung Ihres Unternehmens.

Wie Sie Ihr Pitch Deck in 5 Tagen so optimieren, dass Investoren nach 10 Minuten zusagen wollen

Ein Investor entscheidet oft in den ersten zehn Minuten, ob ein Projekt grundsätzlich interessant ist. Ihr Pitch Deck ist dabei Ihr wichtigster Botschafter. Viele Mittelständler machen den Fehler, ihr Pitch Deck wie eine Produktbroschüre oder einen Banken-Kreditantrag aufzubauen. Doch ein Investor tickt anders. Er will keine endlosen Details zur Technik, sondern eine glasklare Antwort auf die Frage: „Wie verdiene ich mit diesem Investment Geld und wie sicher ist es?“

Vergessen Sie US-amerikanische Startup-Metriken wie „Customer Acquisition Cost“ oder „Monthly Recurring Revenue“, wenn diese nicht zu Ihrem Geschäftsmodell passen. Ein deutscher Investor, der in den etablierten Mittelstand investiert, will handfeste, betriebswirtschaftliche Kennzahlen sehen. Ihr Pitch Deck muss die Sprache der deutschen Wirtschaft sprechen. Konzentrieren Sie sich auf EBIT, Cashflow und die Eigenkapitalquote. Zeigen Sie, dass Sie Ihr Geschäft kaufmännisch im Griff haben.

Professionelle Pitch-Präsentation vor deutschen Investoren

Der entscheidende Hebel, um einen deutschen Investor zu überzeugen, ist die sogenannte „Deutschland-Folie“ – eine oder mehrere Seiten, die beweisen, dass Sie den hiesigen Markt in- und auswendig kennen. Sie zeigen damit nicht nur Ihre Marktkompetenz, sondern auch Ihre Professionalität und senken das vom Investor wahrgenommene Risiko erheblich.

Checkliste: Die Deutschland-Folie für Ihr Pitch Deck

  1. Marktchancen DACH-Raum: Erstellen Sie eine dedizierte Seite zur Marktchance in Deutschland, Österreich und der Schweiz, untermauert mit lokalen Kennzahlen und Quellen.
  2. Regulatorische Kenntnis: Zeigen Sie explizit, dass Sie regulatorische Besonderheiten wie die DSGVO, das GmbHG oder branchenspezifische Normen verstehen und beherrschen.
  3. Deutsche Kalkulation: Integrieren Sie eine nachvollziehbare Deckungsbeitragsrechnung nach deutscher Systematik, die jeder Kaufmann sofort versteht.
  4. Finanzplan-Testat: Lassen Sie Ihren Finanzplan von einem anerkannten deutschen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer plausibilisieren. Dieses Testat ist ein enormes Vertrauenssignal.
  5. Fokus auf relevante KPIs: Stellen Sie Kennzahlen wie EBIT, Cashflow und Eigenkapitalquote in den Vordergrund, statt sich in US-geprägten Startup-Metriken zu verlieren.

Wie Sie eine Liquiditätsreserve für 18 Monate aufbauen, ohne Wachstumsinvestitionen zu blockieren

Wachstum kostet Geld – aber fehlende Liquidität kann selbst das gesündeste Unternehmen zu Fall bringen. Viele Mittelständler stehen vor dem Dilemma: Binde ich Kapital in einer Sicherheitsreserve oder investiere ich jeden verfügbaren Euro in die Expansion? Die gute Nachricht ist: Es ist kein Entweder-oder. Mit den richtigen Instrumenten können Sie eine solide Liquiditätsreserve für 12 bis 18 Monate aufbauen, ohne Ihre Wachstumsmotoren abzuwürgen.

Der deutsche Kreditmarkt ist riesig; allein im Jahr 2023 vergaben deutsche Banken laut Statista Kredite in Höhe von 1.783 Milliarden Euro an Unternehmen. Doch anstatt sich auf einen einzelnen, unflexiblen Kontokorrentkredit zu verlassen, sollten Sie auf ein intelligentes, diversifiziertes Cashflow-Management setzen. Moderne digitale Werkzeuge haben dieses Feld revolutioniert und bieten eine präzise Steuerung in Echtzeit.

Fallstudie: Digitale Werkzeuge und Factoring zur Liquiditätssicherung

Deutsche KMU setzen zunehmend auf digitale Cashflow-Management-Tools wie Agicap oder COMMITLY. Diese Plattformen ermöglichen eine automatisierte, tagesaktuelle Liquiditätsplanung und -überwachung. Sie erkennen Engpässe, bevor sie entstehen. Ein weiteres, oft unterschätztes Instrument zur sofortigen Liquiditätsbeschaffung ist das Factoring. Dabei verkaufen Sie Ihre offenen Forderungen an einen Dienstleister und erhalten sofort bis zu 90% des Rechnungsbetrags. Dies ist besonders wirksam bei Kunden mit langen Zahlungszielen oder bei wiederholten Zahlungsausfällen und wandelt gebundenes Kapital sofort in verfügbare Liquidität um, die für Wachstumsinvestitionen genutzt werden kann.

Der strategische Aufbau einer Liquiditätsreserve besteht also aus drei Säulen:

  1. Automatisierte Planung: Nutzen Sie digitale Tools für eine vorausschauende Sicht auf Ihre Finanzen.
  2. Flexible Instrumente: Setzen Sie auf flexible Kreditlinien oder Factoring, um kurzfristig Liquidität zu schaffen, ohne langfristige Kredite aufzunehmen.
  3. Diszipliniertes Management: Legen Sie einen definierten Prozentsatz Ihrer Einnahmen systematisch für Ihre Reserve zurück.

So schaffen Sie ein Sicherheitsnetz, das Ihnen den Rücken für mutige Wachstumsschritte freihält.

Wie Sie ein neues Geschäftsmodell mit 10% Ihres Jahresbudgets testen, bevor Sie alles riskieren

Innovation ist der Motor des Mittelstands. Doch die Entwicklung eines neuen Produkts, einer neuen Dienstleistung oder eines komplett neuen Geschäftsmodells birgt erhebliche Risiken. Die Idee, alles auf eine Karte zu setzen, ist für einen etablierten Unternehmer zurecht ein Albtraum. Der clevere Weg ist, Innovationen im kleinen Maßstab zu testen – mit einem Bruchteil des Budgets. Die Lean-Startup-Methodik, oft mit der Tech-Welt assoziiert, lässt sich perfekt auf den deutschen Mittelstand anwenden.

Das Kernprinzip lautet: Entwickeln Sie ein „Minimal Viable Product“ (MVP). Das ist die einfachste, funktionsfähige Version Ihrer Idee, die es Ihnen erlaubt, echtes Kundenfeedback zu sammeln, ohne bereits Unsummen in die perfekte Ausgestaltung investiert zu haben. Für einen Maschinenbauer könnte dies ein einfacher Prototyp sein, für einen Dienstleister ein Pilotprojekt mit einem ausgewählten Kunden. Ziel ist es, schnell und günstig zu lernen.

Deutschland bietet exzellente staatliche Unterstützung für genau solche Vorhaben. Anstatt Ihr Kernbudget anzugreifen, können Sie auf Förderprogramme zurückgreifen. Wie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hervorhebt, ist hierbei insbesondere ein Programm hervorzuheben:

Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) bietet Zuschüsse für die Entwicklung und Erprobung neuer Produkte oder Verfahren.

– Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Förderrichtlinie ZIM

Darüber hinaus können Sie weitere clevere Strategien nutzen, um die Kosten gering zu halten. Partnerschaften mit anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen wie den Fraunhofer-Instituten ermöglichen kostengünstige Prototypentests auf höchstem technischem Niveau. Das Forschungszulagengesetz bietet zudem steuerliche Anreize für Ihre F&E-Aktivitäten. Durch die Kombination dieser Instrumente können Sie ein neues Geschäftsmodell mit einem dedizierten, überschaubaren Budget testen und datengestützte Entscheidungen treffen, bevor Sie ein volles finanzielles Commitment eingehen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bankenabsagen sind oft systembedingt (Basel III), nicht ein Urteil über Ihr Unternehmen.
  • Alternative Finanzierungen (Business Angels, Mezzanine) bieten Kapital ohne Kontrollverlust, wenn sie strategisch gewählt werden.
  • Die Attraktivität Ihres Projekts steigt, wenn Sie es aus der Perspektive des Investors präsentieren (deutsche KPIs, klare Marktchance).

Wie Sie Ihre Kreditzinsen von 4,5% auf 2,8% drücken und 40.000 € sparen

Ein niedrigerer Zinssatz bedeutet mehr Geld für Ihr Wachstum. Eine Senkung von 4,5 % auf 2,8 % bei einer Finanzierungssumme von 250.000 € über 5 Jahre spart Ihnen fast 24.000 € – bei größeren Summen entsprechend mehr. Doch wie erreicht man eine solche Reduktion? Der Schlüssel liegt nicht in harten Verhandlungen mit einem einzigen Anbieter, sondern in der intelligenten Kombination verschiedener Finanzierungsinstrumente. Anstatt alles auf die Karte „Hausbank-Kredit“ zu setzen, orchestrieren Sie ein Finanzierungspaket, das das Risiko für die Kapitalgeber streut und Ihnen die besten Konditionen sichert.

Öffentliche Förderbanken wie die KfW bieten oft unschlagbar günstige Zinsen für bestimmte Vorhaben (z.B. Innovation, Energieeffizienz). Diese können als Basis Ihrer Finanzierung dienen. Eine weitere entscheidende Komponente sind Bürgschaftsbanken. Eine Ausfallbürgschaft einer deutschen Bürgschaftsbank reduziert das Risiko für den eigentlichen Geldgeber (z.B. Ihre Hausbank oder einen alternativen Finanzierer) drastisch. Dieses reduzierte Risiko wird in Form von deutlich besseren Zinskonditionen an Sie weitergegeben. Laut der Plattform KMU Finanzierung sind durch diesen Hebel Zinssätze ab 2,95 % realisierbar.

Die folgende Übersicht zeigt, wie sich der durchschnittliche Zinssatz je nach Finanzierungsart unterscheidet und wie eine Mischfinanzierung zur Optimierung führt.

Zinssenkung durch Kombination verschiedener Finanzierungsquellen
Finanzierungsart Durchschnittlicher Zinssatz Voraussetzungen
Hausbank-Kredit 4,5% – 6,5% Sicherheiten, gute Bonität
KfW-Förderkredit 2,0% – 3,5% Förderfähiges Vorhaben
Bürgschaftsbank-gesichert 3,0% – 4,5% Tragfähiges Konzept
ESG-Finanzierung 2,5% – 4,0% Nachhaltigkeitskriterien
Mischfinanzierung 2,8% – 3,8% Kombination der Instrumente

Die Kunst besteht darin, diese Bausteine – zum Beispiel einen KfW-Kredit als Fundament, abgesichert durch eine Bürgschaftsbank und ergänzt durch einen kleineren Teil Mezzanine-Kapital – zu einem Gesamtpaket zu schnüren. Dies erfordert Expertise, zahlt sich aber durch erhebliche Zinsersparnisse und eine gestärkte, unabhängige Finanzstruktur aus. Sie werden vom Bittsteller zum Architekten Ihrer eigenen Finanzierung.

Um solche Einsparungen zu realisieren, ist es entscheidend, die Mechanismen zur Senkung Ihrer Kreditzinsen zu beherrschen und strategisch zu kombinieren.

Um diese Strategien auf Ihr Projekt anzuwenden, besteht der nächste logische Schritt darin, eine bankenunabhängige Analyse Ihrer Finanzierungsoptionen durchzuführen und so das optimale Paket für Ihr Wachstum zu schnüren.

Geschrieben von Stefan Keller, Dr. Stefan Keller ist Wirtschaftsprüfer und Finanzberater spezialisiert auf Mittelstandsfinanzierung seit 12 Jahren. Promoviert in Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. pol.) an der Universität zu Köln, ist er aktuell Partner in einer unabhängigen Finanzberatung in München. Als Certified Treasury Professional (CTP) begleitet er Unternehmen mit 20 bis 300 Mitarbeitern bei Finanzierungsstrategien, Bankenverhandlungen und vorausschauender Liquiditätssteuerung.