Veröffentlicht am Mai 15, 2024

Zusammenfassend:

  • Die Schule bereitet Sie auf Gedichtanalysen vor, aber nicht auf die wirtschaftliche Realität, obwohl der Wunsch nach Finanzbildung groß ist.
  • Wirtschaft ist kein abstraktes Fach, sondern das „Betriebssystem“ Ihres Alltags, das Preise und Chancen bestimmt.
  • Die unsichtbaren Regeln von Angebot und Nachfrage erklären, warum Konzertkarten teuer und Wohnungen knapp sind.
  • Mit einfachen, konkreten Schritten können Sie schon heute beginnen, Ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und typische Anfängerfehler zu vermeiden.

Mit 18 erhalten Sie das Wahlrecht, einen Meilenstein der bürgerlichen Verantwortung. Sie können über die Zukunft des Landes mitentscheiden, doch gleichzeitig fühlen sich viele junge Menschen in Deutschland bei einer grundlegenden Frage alleingelassen: Wie funktioniert eigentlich das Geld, das unser Leben bestimmt? Sie können die komplexesten Metaphern in einem Goethe-Gedicht entschlüsseln, aber der Unterschied zwischen einer Aktie und einem ETF oder die wahre Bedeutung von Inflation bleibt ein Rätsel. Dieses Gefühl, unvorbereitet in eine Welt voller wirtschaftlicher Entscheidungen gestoßen zu werden, ist kein persönliches Versagen, sondern ein systematisches Problem.

Die üblichen Ratschläge lauten oft „sparen Sie früh“ oder „beschäftigen Sie sich mit Finanzen“. Doch diese gut gemeinten Phrasen helfen nicht weiter, wenn das Fundament fehlt. Sie wirken wie der Versuch, eine App zu installieren, ohne das Betriebssystem des Computers zu verstehen. Doch was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, Finanz-Vokabeln zu pauken, sondern die unsichtbaren Regeln zu erkennen, die bereits heute Ihren Alltag steuern? Was, wenn Wirtschaft gar kein trockenes Schulfach ist, sondern das spannende Regelwerk für das Spiel des Lebens, in dem Sie bereits mitspielen?

Dieser Artikel ist Ihr persönlicher Wirtschaftslehrer, der Ihnen die Dinge so erklärt, wie es in der Schule hätte sein sollen. Wir werden keine abstrakten Theorien wälzen. Stattdessen entschlüsseln wir das „Betriebssystem des Alltags“ anhand von Beispielen aus Ihrer Lebenswelt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie vom passiven Mitspieler zu einem aktiven Gestalter Ihrer finanziellen Zukunft werden – und das einfacher, als Sie vielleicht denken.

Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, haben wir die wichtigsten Themen für Sie strukturiert. Der folgende Überblick führt Sie schrittweise durch die Grundlagen der Wirtschaft und zeigt Ihnen, wie Sie Ihr neues Wissen direkt anwenden können.

Warum deutsche Gymnasiasten Gedichte analysieren können, aber nicht wissen, wie eine Aktie funktioniert

Das deutsche Bildungssystem ist stolz auf seine humanistische Tradition. Es lehrt junge Menschen, kritisch zu denken, komplexe Texte zu analysieren und historische Zusammenhänge zu verstehen. Doch während die Analyse der Weimarer Klassik ein fester Bestandteil des Lehrplans ist, klafft eine auffällige Lücke, wenn es um die Grundlagen unserer modernen Gesellschaft geht: die Wirtschaft. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem paradoxen Ergebnis: Hochqualifizierte Abiturienten betreten die Welt als Experten für Literaturgeschichte, aber als absolute Anfänger in Finanzfragen.

Diese Lücke ist kein gefühltes, sondern ein statistisch belegtes Phänomen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass rund 80 % der 14- bis 24-Jährigen angeben, in der Schule „wenig“ oder „so gut wie nichts“ über Wirtschaft und Finanzen zu lernen. Gleichzeitig wünschen sich 92 Prozent genau dieses Wissen. Es ist eine klare Diskrepanz zwischen dem, was gelehrt wird, und dem, was junge Menschen für ihr Leben als notwendig erachten. Die Fähigkeit, eine Gehaltsabrechnung zu verstehen, die Auswirkungen von Inflation auf das eigene Ersparte zu bewerten oder die Funktionsweise einer Aktie zu begreifen, wird zur Privatsache erklärt.

Das Problem ist nicht, dass Gedichtanalysen nutzlos wären. Sie schulen Empathie, Abstraktionsvermögen und kulturelles Verständnis. Das Problem ist die Annahme, dass finanzielle Bildung weniger wichtig sei. In einer Welt, in der die private Altersvorsorge immer wichtiger wird und wirtschaftliche Krisen das Leben jedes Einzelnen beeinflussen, ist dieses Versäumnis fatal. Es überlässt junge Erwachsene einem System, dessen Regeln sie nie gelernt haben – dem „Betriebssystem des Alltags“, das ohne Anleitung bedient werden soll. Initiativen wie die von Finanzfluss, die kostenlose E-Learning-Module für Schulen anbieten, versuchen diese Lücke zu schließen, doch der grundlegende Nachholbedarf bleibt enorm.

Wie Angebot und Nachfrage funktionieren: erklärt am Beispiel von Konzertkarten, Wohnungen und Spritpreisen

Eines der mächtigsten „unsichtbaren Gesetze“ im Betriebssystem der Wirtschaft ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage. Es klingt theoretisch, aber Sie erleben es jeden Tag. Es ist der Grund, warum die letzten Tickets für das Taylor-Swift-Konzert plötzlich ein Vermögen kosten, die Miete für ein winziges WG-Zimmer in einer Universitätsstadt explodiert und der Benzinpreis vor den Sommerferien in die Höhe schießt. Vergessen Sie das Lehrbuch-Beispiel mit Äpfeln und Birnen – hier ist die Erklärung aus Ihrer Lebenswelt.

Stellen Sie sich vor, Ihre Lieblingsband kündigt ein einziges Konzert in Deutschland an. Das Angebot ist extrem begrenzt: Es gibt nur eine feste Anzahl von Plätzen im Stadion. Gleichzeitig ist die Nachfrage riesig: Hunderttausende Fans wollen dabei sein. Was passiert? Die Preise steigen. Offizielle Tickets sind sofort ausverkauft, und auf Wiederverkaufsplattformen werden sie für ein Vielfaches gehandelt. Wenig Angebot trifft auf hohe Nachfrage – der Preis explodiert. Das gleiche Prinzip erklärt, warum Sneaker aus einer limitierten Auflage so teuer sind.

Dieses Prinzip erklärt auch, warum die Wohnungssuche in Städten wie München, Berlin oder Hamburg so frustrierend ist. Hier sehen Sie das Gesetz von Angebot und Nachfrage in seiner sozialen Dimension.

Visuelle Darstellung von Angebot und Nachfrage am deutschen Wohnungsmarkt mit dichten Wohnblöcken und leeren Baustellen

Wie die Darstellung andeutet, ist der verfügbare Wohnraum (das Angebot) knapp, während immer mehr Menschen für Studium oder Arbeit in die Städte ziehen (die Nachfrage steigt). Das Ergebnis sind steigende Mieten und überfüllte Besichtigungstermine. Umgekehrt kann in ländlichen Regionen mit Abwanderung das Angebot an Wohnungen die Nachfrage übersteigen, was zu niedrigeren Mieten führt. Ihr Interesse an diesen Themen ist übrigens keine Seltenheit: Eine Studie zeigt, dass 75 % der jungen Menschen es wichtig finden, sich mit Geldfragen auseinanderzusetzen. Das Verständnis von Angebot und Nachfrage ist der erste Schritt zur finanziellen Selbstbestimmung.

Freie Marktwirtschaft oder soziale Marktwirtschaft: was bedeutet das konkret in Deutschland

Wenn Sie das Prinzip von Angebot und Nachfrage verstanden haben, verstehen Sie den Motor einer freien Marktwirtschaft: Ein System, in dem Preise und Produktion allein durch den Wettbewerb zwischen Anbietern und Käufern bestimmt werden. In seiner reinsten Form würde das bedeuten: Wer es sich leisten kann, bekommt die beste medizinische Versorgung; wer nicht, hat Pech. Doch das ist nicht die Realität, in der wir in Deutschland leben. Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft, und dieser kleine, aber feine Unterschied hat massive Auswirkungen auf Ihren Alltag.

Stellen Sie sich die soziale Marktwirtschaft wie ein Fußballspiel vor. Die freie Marktwirtschaft liefert den Ball, die Tore und den Wettbewerbsgedanken (Unternehmen konkurrieren, Preise bilden sich). Der „soziale“ Aspekt aber ist der Schiedsrichter – der Staat –, der die Spielregeln festlegt, um das Spiel fair zu halten und die Schwächeren zu schützen. Diese Regeln sehen Sie jeden Tag:

  • Ihre Gehaltsabrechnung: Der hohe Abzug für Sozialabgaben (Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) ist eine direkte Folge der sozialen Marktwirtschaft. Sie finanzieren damit ein Sicherheitsnetz für alle.
  • Der Kündigungsschutz: Ihr Arbeitgeber kann Sie nicht einfach von heute auf morgen auf die Straße setzen. Das ist eine staatliche Regel, die in einer rein freien Marktwirtschaft nicht existieren würde.
  • Verbraucherschutz: Institutionen wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) oder die Verbraucherzentralen sorgen dafür, dass Banken oder Versicherungen Sie nicht über den Tisch ziehen.
  • Bafög und Kindergeld: Der Staat greift ein, um Chancengleichheit zu fördern, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.

Die soziale Marktwirtschaft ist also ein Kompromiss. Sie will die Effizienz und Innovationskraft des freien Marktes nutzen, aber gleichzeitig für sozialen Ausgleich und Sicherheit sorgen. Gemeinnützige Stiftungen wie „Deutschland im Plus“, die in Schulen Workshops zur Prävention von Überschuldung durchführen, sind ebenfalls ein Ausdruck dieses sozialen Gedankens. Es geht darum, die Spielregeln so zu gestalten, dass nicht nur die Stärksten gewinnen, sondern alle eine faire Chance haben, am Spiel teilzunehmen.

Die 3 Geldfehler, die 70% der Berufseinsteiger in den ersten 2 Jahren treffen

Der Übergang von der Ausbildung oder dem Studium ins Berufsleben ist ein aufregender Schritt. Mit dem ersten richtigen Gehalt kommt ein Gefühl von Freiheit – und eine ganze Reihe neuer finanzieller Fallstricke. Ohne die Spielregeln des Geldes zu kennen, tappen viele Berufseinsteiger in die gleichen Fallen. Hier sind die drei häufigsten Fehler, die Sie unbedingt vermeiden sollten, um Ihr „Betriebssystem des Alltags“ nicht gleich am Anfang zum Absturz zu bringen.

Fehler 1: Lebensstil-Inflation ohne Budget. Das erste Gehalt fühlt sich riesig an. Plötzlich sind die teurere Wohnung, das neue Auto oder tägliche Restaurantbesuche in Reichweite. Viele passen ihre Ausgaben sofort an ihr neues Einkommen an – oder sogar darüber hinaus. Das Problem: Ohne ein Budget, also eine einfache Übersicht über Einnahmen und Ausgaben, verlieren sie schnell den Überblick. Geld, das für wichtige Ziele wie einen Notgroschen oder den Vermögensaufbau hätte genutzt werden können, versickert im Alltag.

Obwohl ich schon 27 bin und einiges schon wusste, war doch auch einiges drin was ich nicht wusste. Der Budgetkompass für junge Haushalte hilft wirklich beim Überblick über Einnahmen und Ausgaben.

– Ein 27-jähriger Nutzer, Budgetkompass für junge Haushalte

Fehler 2: Angst vor dem Investieren (der „Gender Investment Gap“). Das Geld nur auf dem Girokonto liegen zu lassen, bedeutet bei Inflation einen realen Wertverlust. Trotzdem zögern viele, den Schritt an die Börse zu wagen, oft aus Angst oder Unwissenheit. Besonders auffällig ist dies bei jungen Frauen. Eine Studie zeigt, dass nur 17 % der weiblichen Befragten (14-24 Jahre) Aktien besitzen, im Vergleich zu 43 % bei den männlichen. Dieser Gender Investment Gap hat langfristig massive Auswirkungen auf den Vermögensaufbau.

Fehler 3: Teure Konsumschulden. Der Dispokredit, Ratenzahlungen für das neue Smartphone oder die „Buy now, pay later“-Angebote im Online-Shop sind verlockend. Sie ermöglichen sofortigen Konsum, aber zu einem hohen Preis. Die Zinsen für solche Kredite sind oft exorbitant und können schnell zu einer Schuldenfalle werden, aus der man nur schwer wieder herauskommt. Ein Grundprinzip für finanzielle Gesundheit ist: Investitionen (wie Bildung oder Aktien) dürfen fremdfinanziert werden, Konsum nicht.

Wann sollten Sie anfangen, sich mit Wirtschaft zu beschäftigen: mit 16, 18, 25 oder 30 Jahren

Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: sofort. Nicht morgen, nicht nach dem Studium, nicht wenn Sie „endlich genug verdienen“. Der beste Zeitpunkt war gestern, der zweitbeste ist heute. Diese Dringlichkeit hat nichts mit Druck zu tun, sondern mit der mächtigsten Kraft im Universum der Finanzen: dem Zinseszinseffekt. Albert Einstein soll ihn als das achte Weltwunder bezeichnet haben. Einfach ausgedrückt bedeutet er: Ihre Zinsen verdienen selbst wieder Zinsen. Je früher Sie anfangen, desto mehr Zeit hat Ihr Geld, für Sie zu arbeiten.

Viele junge Menschen sind bereits aktiver, als sie denken. Laut einer Studie sparen 56 % der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland regelmäßig einen Teil ihres Geldes. Das ist eine hervorragende Grundlage. Der entscheidende nächste Schritt ist jedoch, dieses gesparte Geld vom passiven Liegenlassen auf dem Konto zum aktiven Arbeiten zu bringen. Und hier kommt der Faktor Zeit ins Spiel.

Makroaufnahme von Münzen, zwischen denen eine kleine Pflanze wächst, als Metapher für den Zinseszinseffekt und langfristiges Wachstum

Dieses Bild illustriert perfekt, was Zeit für Ihr Geld bedeutet. Eine kleine Summe, die Sie mit 18 Jahren investieren, kann sich über die Jahrzehnte vervielfachen und am Ende mehr wert sein als eine viel größere Summe, die Sie erst mit 40 anlegen. Sie müssen kein Experte sein, um anzufangen. Es geht darum, das Prinzip zu verstehen und den ersten Schritt zu machen. Finanzielle Bildung ist keine Frage des Alters, sondern eine Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, wie auch der Finanzexperte Thomas Kehl betont.

Finanzbildung ist essenziell, um Menschen auf das Erwachsenenleben vorzubereiten, da sie grundlegende Fähigkeiten vermittelt, die im Alltag unverzichtbar sind.

– Thomas Kehl, Interview mit Deutschland im Plus

Sich mit 16 mit dem ersten Taschengeld, mit 18 mit dem ersten Nebenjob-Gehalt oder mit 25 mit dem ersten vollen Gehalt mit Wirtschaft zu beschäftigen, ist keine Kür, sondern eine Pflicht für die eigene Zukunft. Jeder Tag, den Sie warten, ist ein Tag, an dem Ihr Geld nicht für Sie arbeiten kann.

Wie Sie in 30 Minuten Ihren ersten ETF-Sparplan einrichten und langfristig Vermögen aufbauen

Die Theorie ist wichtig, aber jetzt wird es praktisch. Sie wissen, dass Sie anfangen sollten, aber wie? Die Antwort für Einsteiger lautet oft: mit einem ETF-Sparplan. Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist wie ein großer Korb, der Hunderte oder Tausende von Aktien enthält, zum Beispiel von den größten Unternehmen der Welt. Statt eine einzelne, riskante Aktie zu kaufen, investieren Sie mit einem Klick in den gesamten Markt. Ein Sparplan automatisiert diesen Prozess, indem er monatlich einen festen Betrag für Sie investiert.

Das Einrichten eines solchen Sparplans ist heute einfacher als eine Pizza zu bestellen und dauert wirklich oft nicht länger als 30 Minuten. Sie müssen dafür kein Finanzprofi sein. Der Prozess ist bei den meisten Online-Brokern oder Direktbanken standardisiert und erfordert nur wenige Schritte. Der wichtigste Teil ist, die Angst vor dem ersten Klick zu überwinden und es einfach zu tun. Schon mit kleinen Beträgen wie 25 oder 50 Euro pro Monat können Sie den Zinseszinseffekt für sich arbeiten lassen und den Grundstein für Ihren langfristigen Vermögensaufbau legen.

Dieser Prozess, der früher kompliziert und teuer war, wurde durch die Digitalisierung radikal vereinfacht. Heute gibt es zahlreiche Neobroker und Direktbanken, die kostenlose Depots und günstige Sparplanausführungen anbieten. Die größte Hürde ist nicht mehr das Geld oder das technische Wissen, sondern die mentale Blockade, den ersten Schritt zu wagen. Die folgende Checkliste führt Sie durch diesen Prozess.

Ihr Fahrplan: In 5 Schritten zum ersten ETF-Sparplan

  1. Depot-Anbieter vergleichen: Achten Sie auf Gebühren, das Angebot an kostenlosen ETF-Sparplänen und die Benutzerfreundlichkeit der App oder Website.
  2. Identität bestätigen: Führen Sie das Video-Ident- oder Post-Ident-Verfahren durch. Halten Sie dafür Ihren Personalausweis bereit.
  3. ETF auswählen: Starten Sie mit einem weltweit gestreuten ETF (z. B. auf den MSCI World oder FTSE All-World), um das Risiko breit zu streuen.
  4. Sparplan einrichten: Legen Sie Ihre monatliche Sparrate (z. B. 25 €), das Intervall (monatlich) und den Ausführungstag (z. B. der 1. oder 15. des Monats) fest.
  5. Dauerauftrag anlegen: Richten Sie einen Dauerauftrag von Ihrem Girokonto auf das Depot-Verrechnungskonto ein. So läuft der Prozess vollautomatisch.

Wie Sie durch eine Aktie Teilhaber eines Unternehmens werden und was das wirklich bedeutet

Wenn Sie eine Aktie kaufen, was kaufen Sie dann eigentlich? Einen digitalen Schnipsel, dessen Wert auf Ihrem Bildschirm schwankt? Die Antwort ist viel fundamentaler und aufregender: Sie kaufen einen winzigen Anteil an einem echten Unternehmen. Wenn Sie eine Aktie von Apple kaufen, gehört Ihnen ein mikroskopisch kleiner Teil der iPhones, der Büros in Cupertino und der zukünftigen Gewinne. Sie werden vom reinen Konsumenten zum Miteigentümer.

Dieser Perspektivwechsel ist entscheidend. Als Konsument geben Sie Geld aus, um ein Produkt zu nutzen. Als Miteigentümer investieren Sie Geld in der Erwartung, dass das Unternehmen wächst und Gewinne erzielt, an denen Sie beteiligt werden. Diese Beteiligung erfolgt auf zwei Wegen: durch Kursgewinne (der Wert Ihrer Aktie steigt, weil das Unternehmen erfolgreicher wird) und durch Dividenden (das Unternehmen schüttet einen Teil seines Gewinns an seine Eigentümer, also auch an Sie, aus).

Natürlich sind Sie mit einer einzelnen Aktie nur ein winziger Fisch in einem riesigen Ozean. Sie können nicht bei Tim Cook anrufen und ihm sagen, wie das nächste iPhone aussehen soll. Aber Sie haben Rechte. Sie werden zur Hauptversammlung eingeladen und haben ein Stimmrecht. Vor allem aber haben Sie einen Anspruch auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Sie wetten mit Ihrem Geld darauf, dass die Ideen, Produkte und Mitarbeiter dieses Unternehmens in Zukunft erfolgreich sein werden.

Genau hier liegt auch das Risiko. Wenn das Unternehmen schlecht wirtschaftet, an Konkurrenz verliert oder eine Krise durchlebt, kann der Wert Ihrer Aktie fallen – bis hin zum Totalverlust. Deshalb ist es für Anfänger so wichtig, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Risiko zu streuen. Und genau das ist die Aufgabe eines ETFs: Er macht Sie mit einem einzigen Kauf zum Miteigentümer von Hunderten von Unternehmen gleichzeitig und minimiert so das Risiko des Scheiterns einer einzelnen Firma.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wirtschaftswissen ist keine trockene Theorie, sondern das entscheidende Regelwerk für Ihre finanzielle Selbstbestimmung im Alltag.
  • Das Prinzip von Angebot und Nachfrage erklärt die Preise um Sie herum, von Konzertkarten bis zur Miete – es ist die Basis des Wirtschaftssystems.
  • Der Schlüssel zum Vermögensaufbau ist nicht die Höhe des Einkommens, sondern der frühe Start, um die Macht des Zinseszinseffekts maximal zu nutzen.

Wie Sie als Einsteiger in 3 Schritten sicher an der Börse investieren, ohne 5.000 € zu verbrennen

Der Gedanke an die Börse löst bei vielen Einsteigern Respekt oder sogar Angst aus. Geschichten von gecrashten Kursen und verlorenen Ersparnissen sind weit verbreitet. Doch die Wahrheit ist: Sicher an der Börse zu investieren ist möglich, wenn man sich an eine klare und disziplinierte Strategie hält. Es geht nicht darum, den Markt zu schlagen oder die nächste „heiße“ Aktie zu finden. Es geht darum, einen soliden Plan zu haben und ihn konsequent zu verfolgen. Hier sind die drei fundamentalen Schritte, um als Anfänger sicher zu investieren und typische, teure Fehler zu vermeiden.

Schritt 1: Bauen Sie Ihren Notgroschen auf. Bevor auch nur ein Euro an die Börse fließt, brauchen Sie ein Sicherheitsnetz. Der Notgroschen ist eine Geldreserve für unvorhergesehene Ausgaben – die kaputte Waschmaschine, eine Autoreparatur oder eine plötzliche Arbeitslosigkeit. Als Faustregel gelten 3 bis 6 Netto-Monatsgehälter, die auf einem separaten, jederzeit verfügbaren Konto (z. B. einem Tagesgeldkonto) liegen. Dieses Geld wird nicht investiert. Es ist Ihre Versicherung, die verhindert, dass Sie bei einem Notfall Ihre Aktien mit Verlust verkaufen müssen.

Schritt 2: Starten Sie mit kleinen Beträgen in breit gestreute ETFs. Sie müssen keine 5.000 € haben, um anzufangen. Wie wir gesehen haben, sind ETF-Sparpläne oft schon ab 25 € pro Monat möglich. Der Schlüssel zum sicheren Einstieg ist eine breite Streuung (Diversifikation). Statt auf einzelne Aktien zu setzen, investieren Sie in einen ETF, der einen ganzen Markt abbildet. So wird das Risiko auf Hunderte von Unternehmen verteilt und der Ausfall einer einzelnen Firma fällt kaum ins Gewicht.

Schritt 3: Richten Sie einen Sparplan ein und bleiben Sie dabei. Der größte Fehler, den Anfänger bei fallenden Kursen machen, sind Panikverkäufe. Ein automatisierter Sparplan schützt Sie davor. Sie investieren jeden Monat denselben Betrag, egal ob die Kurse hoch oder niedrig sind. Bei niedrigen Kursen kaufen Sie automatisch mehr Anteile, bei hohen Kursen weniger (Cost-Average-Effekt). Der wichtigste Teil dieser Strategie ist die Disziplin: Richten Sie den Sparplan ein und schauen Sie am besten für die nächsten Jahre nicht mehr hin. Langfristiges, geduldiges Investieren ist der sicherste Weg zum Erfolg.

Jetzt haben Sie das grundlegende Rüstzeug, um die unsichtbaren Regeln der Wirtschaft zu verstehen und Ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Der nächste logische Schritt ist, vom Wissen ins Handeln zu kommen. Beginnen Sie noch heute damit, diese Strategien umzusetzen und Ihr „Betriebssystem des Alltags“ aktiv zu gestalten.

Geschrieben von Julia Bergmann, Julia Bergmann ist unabhängige Finanzberaterin seit 10 Jahren, spezialisiert auf die Begleitung von Privatpersonen zur finanziellen Autonomie. Diplom-Volkswirtin der Goethe-Universität Frankfurt und zertifizierte CFP (Certified Financial Planner), leitet sie aktuell ihr eigenes Beratungsbüro in Stuttgart. Sie fokussiert sich auf Demokratisierung des Investierens für die Mittelschicht und Dekonstruktion komplexer Bankprodukte.